Die Wiedergeburt des legendären El Primero (1980-1989)
KAPITEL 3: 1980 – 1989: Zenith kehrt mit der Wiedergeburt des El Primero langsam zu altem Glanz zurück. Nicht ganz ohne der Mithilfe anderer Uhrenmarken.
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DER STOFF AUS DEM LEGENDEN SIND
Not, Gerechtigkeit, Korrektheit, Ungehorsam sind die Zutaten für die Geschichte des El Primero von ZENITH. 1976 beschloss der menschliche Hauptdarsteller der nahezu unglaublichen Geschichte, Charles Vermot das El Primero vor dem sicheren Untergang zu bewahren. Neben seiner beruflichen Laufbahn stellte er auch seine Ehe auf eine harte Probe.
Charles Vermont an seinem über alles geliebten Arbeitsplatz
Charles Vermot, der Leiter von Atelier 4 bei ZENITH bewies außergewöhnlichen Mut und Weitsicht. Gegen den Willen der damaligen Geschäftsleitung versteckte er Teile und Werkzeuge zur Herstellung des El Primero.
„Ich hätte mein Leben darauf verwettet, dass die Produktion dieses Chronographen eines Tages wieder aufgenommen wird“, erzählte er 1991 dem Schweizer Fernsehen RTS.
1980/1981 – ZENITH WIRD ZUM LIEFERANTEN FÜR ANDERE MARKEN
Nach der Übernahme durch Dixi im Jahr 1978 war ZENITH gerettet. Dennoch befand sich das Wesen des Unternehmens war im Wandel. Nichts war mehr so, wie vor der Übernahme der Amerikaner im Jahr 1971.
Arbeitspläte bei Dixi Polytool in den 1970er Jahren
ZENITH belieferte nun auch einige andere große Marken mit Uhrwerken. Zwei spielten eine tragende Rolle bei der Wiederbelebung der Manufaktur: Ebel und Rolex.
Trotz des Quarz-Wettlaufs wollte Pierre-Alain Blum, der damalige CEO von Ebel, 1981 in seinem Katalog einen Automatikchronographen mit mechanischem Uhrwerk anbieten. Dazu kaufte er von ZENITH einen Teil der Lagerbestände des El Primero Kalibers auf.
Pierre-Alain Blum, der damalige CEO von Ebel
Trotz der Erlöse durch diese Verkäufe, war ZENITH zu dem Zeitpunkt noch nicht wieder finanziell so erholt um die Produktion des Kalibers wieder aufnehmen zu können.
1984 – ROLEX WIRD AUF DAS EL PRIMERO AUFMERKSAM
Rolex war von der Renaissance für Automatikchronographen überzeugt. Die Daytona sollte modernisiert und mit einem El Primero Kaliber ausgestattet werden. Für Rolex kam nur das zuverlässigste und beste Uhrwerk in Frage.
Das El Primero mit seiner Anordnung der Totalisatoren bei 3 Uhr, 6 Uhr und 9 Uhr passte perfekt zum Zifferblatt der Daytona.
Vergleich Rolex Daytona (links) und Zenith El Primero Chronograph (rechts)
Lediglich bezüglich der hohen Frequenz von 36.000 Halbschwingungen (5 Hz) gab es bei Rolex Bedenken. Man konnte das El Primero aber einfach auf 4 Hz reduzieren, was den bei Rolex üblichen 28.800 Halbschwingungen pro Stunde entspräche. Es begannen Gespräche mit ZENITH.
GELDNÖTE BEI ZENITH
Es gab „lediglich“ ein Problem: Rolex benötigte den zuverlässigen „Motor“ in hohen Stückzahlen. Damals, 1984, lagen die Kosten für eine Presse bei etwa 40.000 Schweizer Franken. Investitionen, von damals in etwa sieben Millionen Schweizer Franken, wären nötig gewesen um die Produktion des El Primero wieder zu starten. ZENITH konnte sich eine Investition in dieser astronomischen Höhe keinesfalls leisten. Die Kosten für die Fertigung eines El Primero Werks beliefen sich auf etwa 150 Schweizer Franken.
Die heilige Kammer in der die Teile und Werkzeuge für das El Primero von Charles Vermot versteckt wurden
Da erinnerte man sich an die heroischen Taten von Charles Vermot. Während der Rettung hatten sich einige seiner Kollegen über ihn lustig gemacht. Über seine bedingungslose Verbundenheit mit diesem Uhrwerk und zur Marke ZENITH. Jedoch war nun der Moment gekommen um anzuerkennen, dass sein Einsatz und seine Taten, einige Jahre zuvor, den Fortbestand der Marke ZENITH sichern könnten.
DAS GEHEIMNIS UM DAS VERSTECK DES EL PRIMERO WIRD GELÜFTET
Dachboden auf dem Charles Vermot die Teile, Werkzeuge und Pressen für das El Primero vor dem sicheren Untergang bewahrte
Die Ingenieure und die Geschäftsführung wandten sich an Charles Vermot und baten ihn, die alten Werkzeuge wieder hervorzuholen. Charles Vermot war überwältigt. Er hatte, wie in Teil 2 beschrieben, alle Pressen und Werkzeuge gekennzeichnet. Sämtliche für ihre Wiederinbetriebnahme nützlichen Unterlagen und Anleitungen hatte er akribisch aufbewahrt und abgelegt.
Ersatzteile und Werkzeuge zur Herstellung des El Primero
„Dank der Archivierungsarbeit von Charles Vermot war alles schnell genug einsatzbereit, so dass wir die Produktion wieder aufnehmen konnten“, erzählt der damalige technische Leiter Jean-Pierre Gerber.
Dachboden auf dem Charles Vermot die Teile, Werkzeuge und Pressen für das El Primero vor dem sicheren Untergang bewahrte
Dank Charles Vermot, der als Belohnung einen El Primero Chronographen, eine Einladung zu einem „schönen Abendessen“ und eine besondere Reise erhielt, konnte die Fertigung des El Primero Kalibers wieder anlaufen.
Mit Rolex konnte ein zehnjähriger Vertrag zur Lieferung von El Primero Uhrwerken unterzeichnet werden. Ja, der eine oder andere Rolex Träger mag jetzt auf seine Daytona blicken ♥
1988 – ERSTE LIEFERUNGEN AN DIE MARKE MIT DER KRONE
Das legendäre ZENITH EL Primero
1988 wurden die ersten Uhrwerke geliefert und im selben Jahr wurden auf der Baselword die ersten Daytonas von Rolex, in denen das El Primero aus Le Locle schlug, präsentiert. Der neu gewonnene Enthusiasmus und begünstigt durch den Rückenwind, weckte in der Belegschaft von ZENITH den Wunsch, zu neuen/alten Ufern aufzubrechen.
Parallel zu den ersten Lieferungen an Rolex nahm ZENITH die Produktion wieder auf, um die eigenen Modelle und Chronographen mit hauseigenen Kalibern auszustatten. So konnte der Status als Manufaktur Stück für Stück wieder hergestellt werden.
MIT DEM EL PRIMERO ZURÜCK IN DEN ZENITH SCHWEIZER UHREN
ZENITH EL Primero De Luca Chronograph
Know-how alleine reichte jedoch nicht aus. Das El Primero musste größere Bekanntheit erlangen und das Produkt musste natürlich Käufer finden.
1920 hatte Zenith seinem Namen alle Ehre gemacht und Uhren auf rund um den Globus verkauft. Durch die internen Turbulenzen und die Quarz-Krise war die Marke beinahe in Vergessenheit geraten.
Zenith El Primero Day-Date Moonphase von ca. 1989
Damit die Manufaktur wieder den ihr gebührenden Platz auf der Bühne der Schweizer Uhrenindustrie einnehmen konnte, galt es, das Image der Marke wieder zu stärken. Die Rückkehr ins Rampenlicht sollte durch Kontinuität mit starken, neuen Designs sichergestellt werden.
